Barrierefreie Website erstellen: Vom Gesetz zur Geschäftschance

Eine barrierefreie Website ist heute längst keine Kür mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit. Es geht darum, Ihre digitalen Angebote für alle Menschen nutzbar zu machen und damit nicht nur gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern handfeste Geschäftsvorteile zu realisieren. Ab 2025 werden diese Vorgaben für die meisten Unternehmen verbindlich. Ein inklusiver Webauftritt ist also mehr als nur ein „Nice-to-have“ – er erweitert Ihre Reichweite, stärkt Ihre Marke und steigert nachweislich Ihre Umsätze.
Warum digitale Barrierefreiheit eine kluge Investition ist
Viele Unternehmer sehen das Thema Barrierefreiheit leider immer noch als eine lästige Pflicht. Diese Sichtweise übersieht jedoch das enorme Potenzial, das darin steckt. Eine barrierefreie Website ist kein Nischenthema für wenige, sondern ein echtes Qualitätsmerkmal, das sich direkt auf Ihren Geschäftserfolg auswirkt.
Davon profitiert übrigens jeder, nicht nur Menschen mit einer Behinderung. Denken Sie an Nutzer mit einer langsamen Internetverbindung, einen Elternteil mit einem Kind auf dem Arm, der nur eine Hand frei hat, oder an ältere Menschen, deren Sehkraft nachlässt. Eine klare Struktur, gute Kontraste und eine intuitive Navigation verbessern das Nutzererlebnis für ausnahmslos alle – und zufriedene Nutzer werden eher zu Kunden.
Der rechtliche Rahmen: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)
Die Gesetze werden strenger. Ab dem 28. Juni 2025 müssen durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) die meisten Unternehmen ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen barrierefrei gestalten. Das betrifft vor allem Online-Shops und praktisch jede Website mit interaktiven Elementen wie Kontaktformularen oder Buchungstools. Wer sich nicht daran hält, riskiert empfindliche Bußgelder von bis zu 100.000 Euro. Abwarten ist keine Option mehr.
Eine barrierefreie Website ist weit mehr als nur eine gesetzliche Vorgabe. Sie ist ein starkes Signal für Inklusion und ein echter Gewinn für Kundenzufriedenheit und Markenvertrauen.
Ein riesiges Marktpotenzial, das oft übersehen wird
Abseits der Gesetze liegt hier ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Allein in Deutschland gibt es rund 8 bis 10 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung. Das sind 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung – eine riesige, kaufkräftige Zielgruppe, die von vielen Unternehmen ignoriert wird. Mit einer barrierefreien Website öffnen Sie Ihre Tür für diesen Markt und signalisieren, dass Sie jeden Kunden wertschätzen.
Die Vorteile gehen weit darüber hinaus:
- Besseres SEO: Suchmaschinen wie Google lieben gut strukturierte und logisch aufgebaute Websites. Viele Techniken der Barrierefreiheit, wie Alternativtexte für Bilder oder eine saubere Überschriftenhierarchie, sind gleichzeitig handfeste Rankingfaktoren.
- Höhere Conversion Rates: Eine intuitive Bedienung sorgt dafür, dass Besucher nicht frustriert abspringen. Wenn Nutzer mühelos finden, was sie suchen, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Kauf oder eine Anfrage signifikant.
- Starkes Markenimage: Unternehmen, die Inklusion ernst nehmen, werden positiver wahrgenommen. Das stärkt die Kundenbindung und hebt Sie klar von der Konkurrenz ab.
Die Einhaltung der Vorschriften schützt Ihr Unternehmen nicht nur vor Strafen, sondern auch vor einem Imageschaden. Detaillierte Informationen zum Schutz Ihrer Website finden Sie auch in unserem Artikel zum Thema Datenschutz. Betrachten Sie die Umstellung also nicht als Kostenpunkt, sondern als strategische Investition, die sich mehrfach auszahlt.
Die technischen Grundlagen praktisch umsetzen
Die Theorie hinter Barrierefreiheit kann erst mal abschreckend wirken, keine Frage. Aber in der Praxis geht es oft einfacher zu als gedacht. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern uns auf das konzentrieren, was sich im Web bewährt hat: saubere, durchdachte Standards. Wenn wir eine barrierefreie Website erstellen, bauen wir ein solides Fundament, das nicht nur Screenreadern hilft, sondern auch den Suchmaschinen – und am Ende allen Besuchern zugutekommt.
Der wichtigste Baustein dafür ist sauberes, semantisches HTML. Sehen Sie HTML nicht nur als Werkzeug für das Design, sondern als den Bauplan Ihrer Inhalte.
Wenn Sie eine Überschrift als <h2> auszeichnen, geben Sie dem Browser (und damit auch einem Screenreader) die klare Information: „Achtung, hier beginnt ein wichtiger neuer Abschnitt.“ Vergrößern Sie stattdessen nur die Schriftart, geht diese logische Struktur komplett verloren.
Semantisches HTML: Die Sprache der Screenreader
Semantisches HTML ist das, was Screenreader fließend verstehen. Elemente wie <nav> für die Navigation, <main> für den Hauptinhalt oder <article> für einen Blogbeitrag geben einer Seite eine glasklare Struktur.
Ein Nutzer mit Screenreader kann so direkt zu den Bereichen springen, die ihn interessieren. Er muss sich nicht mühsam durch die ganze Seite quälen. Stellen Sie es sich wie die Kapitel in einem Buch vor – niemand will von Seite eins an lesen, nur um eine bestimmte Information zu finden.
Der Weg von der reinen Pflichterfüllung hin zum echten Geschäftsvorteil lässt sich gut visualisieren.

Die Grafik macht deutlich: Wer die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, erschließt sich ganz automatisch neue Kundengruppen und schafft die Basis für messbares Wachstum.
Die Tastaturnavigation ist nicht verhandelbar
Eine der häufigsten und frustrierendsten Barrieren im Netz ist eine kaputte oder schlicht nicht vorhandene Tastaturnavigation. Viele Menschen können oder wollen keine Maus benutzen, sei es wegen einer motorischen Einschränkung, einer Sehnenscheidenentzündung oder einfach aus Gewohnheit.
Ihre Website muss sich komplett mit der Tastatur bedienen lassen. Ganz konkret heißt das:
- Logische Reihenfolge: Jedes interaktive Element – also Links, Buttons, Formularfelder – muss mit der Tab-Taste in einer sinnvollen Reihenfolge erreichbar sein.
- Sichtbarer Fokus: Man muss immer sehen, welches Element gerade aktiv ist. Meistens wird das durch einen farbigen Rahmen signalisiert.
- Volle Funktionalität: Alles, was man klicken kann, muss auch mit der Enter- oder Leertaste funktionieren.
Machen Sie den Test selbst: Legen Sie die Maus zur Seite und versuchen Sie, nur mit der Tab-Taste durch Ihre Website zu navigieren. Können Sie jedes Menü öffnen, jeden Button auslösen und jedes Formular abschicken? Wenn nein, haben Sie eine kritische Hürde gefunden.
Ein klassischer Fehler, den man immer wieder sieht, ist das Entfernen des Fokus-Rahmens (mit
outline: none;im CSS), weil er angeblich nicht schön aussieht. Das macht die Tastaturnavigation praktisch unmöglich. Eine viel bessere Lösung ist es, den Standard-Fokus durch eine eigene, zum Design passende, aber gut sichtbare Hervorhebung zu ersetzen.
ARIA für den nötigen Kontext nutzen
Manchmal reicht reines HTML nicht aus, um komplexe Elemente wie aufklappbare Menüs oder Slider verständlich zu machen. Genau hier kommen ARIA-Attribute (Accessible Rich Internet Applications) ins Spiel. Betrachten Sie sie als zusätzliche Wegweiser, die assistiven Technologien verraten, was gerade passiert.
Ein aria-label kann zum Beispiel einem Button, der nur aus einem Icon besteht, eine verständliche textliche Beschreibung geben.
Ein einfaches Praxisbeispiel:
Mit `role="navigation"` wird der Bereich eindeutig als Navigation deklariert. Das `aria-label="Hauptnavigation"` sorgt dafür, dass ein Screenreader genau ansagt, um welche Navigation es sich handelt – besonders nützlich, wenn es auf der Seite noch eine Fußnavigation gibt.Aussagekräftige Alt-Texte: Gut für Menschen und SEO
Bilder machen eine Website lebendig. Für Menschen mit Sehbehinderung oder bei einer langsamen Internetverbindung sind sie aber eine Leerstelle – es sei denn, Sie geben ihnen einen aussagekräftigen Alternativtext (Alt-Text).
Ein guter Alt-Text beschreibt kurz und knapp, was auf dem Bild zu sehen ist und welchen Zweck es erfüllt.
- Schlecht:
<img src="hund.jpg" alt="hund"> - Gut:
<img src="hund.jpg" alt="Ein goldener Retriever fängt einen roten Ball im Park.">
Dieser kleine Unterschied hat eine riesige Wirkung. Er macht den Inhalt für Screenreader zugänglich und liefert ganz nebenbei wertvolle Informationen für Suchmaschinen, was Ihr SEO stärkt.
Wenn ein Bild aber rein dekorativ ist und keine Information transportiert, sollten Sie den Alt-Text bewusst leer lassen (alt=""). So wird es von Screenreadern einfach ignoriert und stört den Lesefluss nicht.
Barrierefreie Formulare: Der Weg zum Kunden
Formulare sind oft der wichtigste Punkt auf einer Website. Hier werden Anfragen gestellt, Produkte gekauft oder Newsletter abonniert. Sind sie nicht barrierefrei, verlieren Sie im schlimmsten Fall Kunden, kurz bevor sie konvertieren.
Die wichtigste Regel lautet: Verknüpfen Sie Beschriftungen (<label>) immer korrekt mit den dazugehörigen Eingabefeldern (<input>).
Das geht ganz einfach über das for-Attribut im Label, das auf die id des Input-Feldes verweist.
Diese Verknüpfung hat zwei Vorteile: Ein Klick auf das Label setzt den Cursor direkt ins richtige Feld. Und für Screenreader-Nutzer ist sie überlebenswichtig, weil sie so erst erfahren, welche Information wohin gehört.
Achten Sie auch darauf, dass Fehlermeldungen klar kommuniziert werden. Ein rot gefärbtes Feld reicht nicht. Es braucht eine verständliche Textnachricht, die das Problem direkt beim fehlerhaften Feld beschreibt.
Barrierefreiheit direkt in Ihrem CMS umsetzen
Die gute Nachricht ist: Sie müssen nicht bei null anfangen, um Ihre Website barrierefrei zu machen. Moderne Content-Management-Systeme wie WordPress, TYPO3 oder Joomla! bringen von Haus aus schon eine Menge mit, was Ihnen dabei hilft.
Der eigentliche Trick besteht darin, diese Bordmittel clever zu nutzen und sie zu einem festen Bestandteil Ihrer täglichen Arbeit zu machen. Statt Barrierefreiheit als riesiges, separates Projekt zu betrachten, wird sie so ganz natürlich in die Pflege Ihrer Inhalte integriert.

Ein Praxisbeispiel: WordPress
Werfen wir einen Blick auf WordPress. Mit einem Marktanteil von über 60 % ist es das mit Abstand beliebteste CMS – und eine hervorragende Basis für Barrierefreiheit. Mit den passenden Einstellungen und ein paar Helferlein können Sie schon viel erreichen, ohne auch nur eine Zeile Code anfassen zu müssen.
Alles beginnt mit der Wahl des richtigen Themes. Viele Entwickler achten heute penibel auf Barrierefreiheit. Halten Sie gezielt Ausschau nach Themes, die als „accessibility-ready“ beworben werden. Sie liefern Ihnen eine saubere Grundstruktur, eine funktionierende Tastaturnavigation und vernünftige Kontraste quasi frei Haus.
Die richtigen Themes und Plugins wählen
Ein barrierearmes Theme ist wirklich die halbe Miete. Es sorgt dafür, dass grundlegende Bausteine wie Menüs, Buttons und der Seitenaufbau von Anfang an stimmen. Schon das WordPress-Standard-Theme, aktuell „Twenty Twenty-Four“, ist ein gutes Beispiel dafür, wie man es richtig macht.
Zusätzlich gibt es einige Plugins, die Ihnen im Redaktionsalltag eine echte Hilfe sein können:
- Editoria11y: Dieses praktische Tool prüft Ihre Texte direkt beim Schreiben auf typische Fehler, wie fehlende Alt-Texte oder eine unlogische Überschriften-Reihenfolge.
- WP Accessibility: Ein alter Hase, der bekannte Probleme von Themes automatisch ausbügelt und nützliche Funktionen nachrüstet, zum Beispiel einen deutlich sichtbaren Fokus für die Tastaturnavigation.
- Accessibility Checker: Ein weiteres starkes Werkzeug, das Ihre Seiten komplett scannt und einen detaillierten Bericht über mögliche Schwachstellen ausspuckt.
Solche Helfer nehmen Ihnen nicht nur manuelle Prüfarbeit ab, sondern schärfen auch das Bewusstsein im gesamten Team für die wichtigen Details.
Barrierefreiheit ist keine einmalige Aufgabe, sondern eine Haltung. Indem Sie die richtigen Werkzeuge direkt in Ihren täglichen Arbeitsablauf integrieren, sorgen Sie dafür, dass Zugänglichkeit zur selbstverständlichen Routine wird.
Inhalte im Editor barrierefrei anlegen
Selbst die beste Technik ist nutzlos, wenn die Inhalte nicht stimmen. An dieser Stelle sind die Redakteurinnen und Redakteure gefragt.
Die Überschriftenhierarchie ist heilig. Nutzen Sie Überschriften (H1, H2, H3 etc.) bitte niemals nur, um Text groß oder fett zu machen. Ihre einzige Aufgabe ist die logische Gliederung des Inhalts. Eine Seite hat genau eine H1, darunter folgen H2 für die großen Abschnitte und H3 für deren Unterpunkte. Es ist ganz einfach: Überspringen Sie keine Ebene.
Alt-Texte sind Pflichtprogramm.
Jedes Bild, das eine Information vermittelt, braucht einen kurzen, aber aussagekräftigen Alternativtext. Beschreiben Sie einfach, was auf dem Bild zu sehen ist. Rein dekorative Bilder bekommen hingegen einen leeren Alt-Text (alt=""), damit sie von Screenreadern einfach ignoriert werden.
Formulare müssen verständlich sein. Die meisten Formular-Plugins für WordPress, etwa Contact Form 7 oder Gravity Forms, erlauben es, Felder korrekt mit ihren Beschriftungen (Labels) zu verknüpfen. Achten Sie darauf, dass jedes Eingabefeld ein klares Label hat und auch die Fehlermeldungen für jeden verständlich sind.
Ein kurzer Vergleich der gängigen Systeme
Jedes CMS hat natürlich seine Eigenheiten, wenn es um Barrierefreiheit geht. Die folgende Tabelle soll Ihnen einen schnellen Überblick geben, was die großen Systeme von Haus aus mitbringen und wo man oft noch etwas nachhelfen muss.
Vergleich wichtiger Aspekte zur Barrierefreiheit in CMS
Diese Tabelle zeigt, wie gut gängige Content-Management-Systeme Kernanforderungen der Barrierefreiheit standardmäßig unterstützen und wo typischerweise manueller Aufwand nötig ist.
| Funktion | WordPress (mit barrierefreiem Theme) | TYPO3 (Core) | Joomla! (Core) |
|---|---|---|---|
| Semantisches HTML | Sehr gut, stark vom Theme abhängig. | Exzellent, von Haus aus stark strukturiert. | Gut, Core-Komponenten sind solide. |
| Tastaturnavigation | Gut, wird vom Theme und Plugins unterstützt. | Sehr gut, fester Bestandteil des Systems. | Gut, im Frontend gut umgesetzt. |
| Alt-Texte für Bilder | Einfach im Editor zu pflegen. | Standardmäßig integriert und gefordert. | Einfach im Medienmanager zu verwalten. |
| Formular-Labels | Abhängig vom genutzten Formular-Plugin. | Sehr gut durch Core-Funktionen abgedeckt. | Gut, im Core-Kontaktformular enthalten. |
Ganz gleich, für welches System Sie sich entscheiden: Entscheidend ist, dass Sie die vorhandenen Möglichkeiten auch wirklich nutzen. Letztlich zählt die Sorgfalt bei der täglichen Arbeit mehr als die Wahl des Systems selbst.
Sollten Sie bei der Modernisierung Ihrer Website oder der Auswahl des richtigen Systems unsicher sein, kann eine professionelle Beratung zu modernen Weblösungen Klarheit schaffen.
Ihre Website auf Barrieren testen und optimieren
Eine barrierefreie Website zu schaffen, ist kein Projekt, das man einmal abschließt und dann vergisst. Es ist ein fortlaufender Prozess. Um sicherzustellen, dass Ihr Webauftritt wirklich für alle funktioniert, müssen Sie ihn regelmäßig auf den Prüfstand stellen. Die gute Nachricht: Dafür brauchen Sie kein riesiges Budget. Eine kluge Mischung aus automatisierten Helfern und manuellen Tests bringt Sie schon unglaublich weit.
Der Schlüssel zum Erfolg ist ein Perspektivwechsel. Versetzen Sie sich in die Lage verschiedener Nutzergruppen, um Hürden zu entdecken, die einem sehenden Nutzer mit einer Maus niemals auffallen würden. Sehen Sie das Ganze nicht als lästige Pflicht, sondern als eine Art Qualitätssicherung, die Ihre Website für jeden einzelnen Besucher besser macht.
Automatisierte Tools als erste Anlaufstelle
Für einen schnellen ersten Check sind automatisierte Werkzeuge Gold wert. Diese Tools scannen Ihre Webseite in wenigen Sekunden und decken typische technische Fehler auf. Sie sind perfekt, um Probleme wie fehlende Alt-Texte, zu schwache Farbkontraste oder fehlerhafte ARIA-Attribute aufzuspüren.
Eines der bekanntesten und einfachsten Tools ist das WAVE Web Accessibility Evaluation Tool. Einfach die URL Ihrer Website eingeben und schon bekommen Sie eine visuelle Auswertung direkt auf Ihrer Seite angezeigt.
Die Analyse macht sofort klar, wo es brennt, indem sie zum Beispiel fehlende Alt-Texte oder Kontrastfehler rot markiert.
Weitere extrem nützliche Helfer sind:
- Lighthouse in den Chrome DevTools: Ist direkt in Ihrem Browser integriert. Der Check liefert einen umfassenden Bericht zur Barrierefreiheit, aber auch zur Performance und zu SEO.
- axe DevTools: Diese Browser-Erweiterung liefert ebenfalls eine sehr genaue Analyse und gibt Ihnen sogar konkrete Tipps, wie Sie die gefundenen Probleme beheben können.
Wichtiger Hinweis: Automatisierte Tools sind fantastische Helfer, aber sie finden nicht alles. Sie können nicht beurteilen, ob ein Alternativtext wirklich sinnvoll ist oder ob die Navigationsreihenfolge logisch erscheint. Deshalb sind sie immer nur der erste Schritt.
Manuelle Tests: Die unverzichtbare Realitätsprüfung
Nachdem die Roboter ihre Arbeit getan haben, beginnt der wirklich entscheidende Teil: das manuelle Testen. Hier geht es darum, zu simulieren, wie Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen Ihre Website tatsächlich erleben.
Der Tastatur-Check ist Pflicht
Legen Sie Ihre Maus zur Seite. Ganz im Ernst. Versuchen Sie jetzt, Ihre gesamte Website nur mit der Tastatur zu bedienen. Sie brauchen dafür im Grunde nur drei Tasten: die Tab-Taste, um von einem klickbaren Element zum nächsten zu springen, die Pfeiltasten für Menüs und die Enter-Taste, um Aktionen auszulösen.
Stellen Sie sich dabei ein paar einfache Fragen:
- Sehe ich immer, wo ich bin? Ein gut sichtbarer Rahmen (der „Fokus“) muss das aktive Element klar hervorheben.
- Ist die Reihenfolge logisch? Springt der Fokus nachvollziehbar von oben nach unten durch die Seite oder hüpft er wild hin und her?
- Kann ich alles erreichen und bedienen? Sind wirklich alle Links, Buttons, Formularfelder und Menüs erreichbar und nutzbar?
Dieser simple Test deckt oft die gravierendsten Mängel auf. Eine Studie aus dem Jahr 2024, die 65 deutsche Online-Shops untersuchte, kam zu einem alarmierenden Ergebnis: Obwohl die gesetzliche Pflicht naht, waren nur 20 der Shops vollständig ohne Maus bedienbar. Das ist besonders bitter, da laut Studien 61 Prozent der Menschen mit Behinderungen sogar häufiger online einkaufen als Nutzer ohne Beeinträchtigungen. Den Handlungsbedarf kann man kaum deutlicher machen. Mehr Einblicke dazu finden Sie in der vollständigen Studie zum Stand der Barrierefreiheit in deutschen Webshops bei der Aktion Mensch.
Die Welt durch die Augen eines Screenreaders erleben
Der ultimative Test ist die Nutzung eines Screenreaders. Diese Software liest den Inhalt einer Webseite vor und wird von blinden oder stark sehbehinderten Menschen tagtäglich genutzt. Sie gibt Ihnen einen ungeschönten, direkten Eindruck davon, wie verständlich Ihre Seite ist, wenn man sie nicht sehen kann.
Für den Einstieg kann ich den kostenlosen Screenreader NVDA (NonVisual Desktop Access) für Windows wärmstens empfehlen. Installieren Sie ihn und versuchen Sie, ganz normale Dinge auf Ihrer Website zu tun: ein Produkt finden, einen Artikel lesen oder das Kontaktformular ausfüllen.
Achten Sie dabei auf Folgendes:
- Werden Bilder durch ihre Alt-Texte sinnvoll beschrieben oder hören Sie nur „Bild 123“?
- Ist die Seitenstruktur durch Überschriften klar und nachvollziehbar?
- Sind Links und Buttons auch ohne visuellen Kontext verständlich? Ein Link mit dem Text „Hier klicken“ ist für einen Screenreader-Nutzer nutzlos.
- Werden Formularfelder korrekt angesagt, sodass man weiß, was man eintragen soll?
Klar, der Umgang mit einem Screenreader braucht anfangs etwas Übung. Aber die Einblicke, die Sie gewinnen, sind unbezahlbar. Sie werden ganz schnell merken, wo sauberes, semantisches HTML den Unterschied macht und warum eine logische Struktur so entscheidend ist. Nur so schaffen Sie am Ende eine wirklich inklusive Nutzererfahrung.
Der messbare Geschäftsnutzen von Barrierefreiheit
Eine barrierefreie Website ist mehr als nur eine nette Geste oder eine lästige Pflicht – sie ist eine kluge unternehmerische Entscheidung, die sich handfest auszahlt. Viele sehen zuerst den Aufwand und übersehen dabei, was für ein enormes Potenzial in einem wirklich zugänglichen Webauftritt steckt. Es geht darum, Barrierefreiheit nicht als Kostenstelle zu betrachten, sondern als direkte Investition in Ihr Wachstum, Ihr Markenimage und Ihre Zukunftssicherheit.
Die Zahlen lügen nicht. Wenn eine Website für Menschen mit Einschränkungen nicht nutzbar ist, verlieren Unternehmen schlichtweg Geld. Andersherum führt eine bessere Nutzererfahrung für alle Besucher nachweislich zu besseren Geschäftsergebnissen.

Reichweite vergrößern und neue Märkte erschließen
Der naheliegendste Vorteil ist wohl die Erweiterung Ihrer Zielgruppe. Wenn Sie digitale Hürden abbauen, öffnen Sie Ihr Angebot für Millionen von Menschen, die Sie vorher gar nicht erreichen konnten.
Allein in Deutschland leben rund 13 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen. Das ist eine riesige Gruppe mit beachtlicher Kaufkraft. Viele von ihnen sind online sehr aktiv, weil digitale Dienste ihnen im Alltag mehr Unabhängigkeit ermöglichen. Wer diese Zielgruppe ignoriert, lässt einen Markt von der Größe mehrerer Bundesländer einfach links liegen.
Konversionsraten steigern und Absprünge reduzieren
Hier wird es richtig interessant: Barrierefreiheit und eine gute Usability (Benutzerfreundlichkeit) sind quasi zwei Seiten derselben Medaille. Praktisch jede Maßnahme, die Sie für die Barrierefreiheit ergreifen, verbessert die Erfahrung für jeden einzelnen Besucher Ihrer Seite.
- Klare Navigation: Eine logische Struktur hilft allen, sich zurechtzufinden – nicht nur Menschen, die einen Screenreader nutzen.
- Gut lesbare Inhalte: Ausreichende Kontraste und anpassbare Schriftgrößen? Ein Segen für jeden, der mal bei Sonnenschein aufs Handy schaut.
- Einfache Formulare: Logisch aufgebaute Formulare, die man auch mit der Tastatur bedienen kann, frustrieren weniger und führen zu mehr erfolgreichen Anfragen oder Käufen.
Das Ergebnis dieser Optimierungen lässt sich direkt in den Analysedaten ablesen: die Absprungrate sinkt, die Verweildauer steigt und – am wichtigsten – die Konversionsrate geht nach oben. Wenn Nutzer mühelos mit Ihrer Seite interagieren, werden sie viel eher zu Kunden.
Im Grunde ist eine barrierefreie Website einfach eine bessere Website. Sie belohnt nicht nur die Nutzer mit einer guten Erfahrung, sondern auch das Unternehmen mit handfesten Zahlen.
SEO-Vorteile und bessere Google-Rankings
Suchmaschinen wie Google wollen ihren Nutzern die besten und nützlichsten Ergebnisse liefern. Und es stellt sich heraus, dass viele technische Grundlagen der Barrierefreiheit genau die gleichen Signale sind, die Google für ein gutes Ranking liebt.
- Semantisches HTML: Eine saubere Überschriften-Hierarchie (
<h1>,<h2>etc.) und HTML5-Tags wie<nav>oder<article>helfen Suchmaschinen-Crawlern, den Inhalt Ihrer Seite perfekt zu verstehen. - Alt-Texte für Bilder: Aussagekräftige Alt-Texte sind nicht nur für Screenreader unerlässlich. Sie geben auch Google wertvollen Kontext, was auf dem Bild zu sehen ist – ein direkter Bonus für die Bildersuche.
- Mobile Optimierung: Eine Website, die auf dem Handy genauso gut funktioniert wie auf dem Desktop, ist eine Kernanforderung der WCAG und gleichzeitig einer der wichtigsten Rankingfaktoren überhaupt.
Mit einer barrierefreien Website senden Sie also ganz automatisch starke, positive Signale an die Suchmaschinen. Das Resultat: bessere Rankings und mehr kostenloser Traffic. Wenn Sie das Maximum aus Ihrer digitalen Präsenz herausholen wollen, helfen Ihnen die Experten von SH Engineering, eine moderne und leistungsstarke Website zu entwickeln.
Der ROI als klares Argument
Die Investition in Barrierefreiheit zahlt sich aus, das ist keine reine Theorie. Spätestens mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) am 28. Juni 2025 wird das Thema für viele Unternehmen zur Pflicht. Aber schon heute zeigen Studien die wirtschaftlichen Konsequenzen: 74 Prozent der Unternehmen gaben an, schon Kunden verloren zu haben, weil ihre digitalen Angebote nicht zugänglich waren.
Auf der anderen Seite berichten 38 Prozent der Firmen, die in Barrierefreiheit investiert haben, von gestiegenen Umsätzen. Mehr dazu finden Sie in dieser Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen von Barrierefreiheit bei danova.de. Die Mischung aus gesetzlicher Notwendigkeit und klarem Marktpotenzial macht Barrierefreiheit zu einem unübersehbaren Erfolgsfaktor.
Am Ende des Tages stärkt eine inklusive digitale Strategie Ihr Markenimage, fördert die Loyalität Ihrer Kunden und positioniert Ihr Unternehmen als modern und verantwortungsbewusst. Im heutigen Wettbewerb ist das ein unschätzbarer Vorteil.
Häufige Fragen zur barrierefreien Website
Zum Abschluss tauchen wir noch in ein paar Fragen ein, die uns in der Praxis immer wieder begegnen. Betrachten Sie das als kleinen Spickzettel, der Ihnen hilft, typische Stolpersteine von Anfang an zu umgehen.
Was kostet eine barrierefreie Website eigentlich?
Das ist eine der häufigsten Fragen, aber pauschal lässt sie sich kaum beantworten. Die Kosten hängen massiv davon ab, wann Sie die Barrierefreiheit einplanen.
Wenn Sie eine Website komplett neu aufsetzen, sind die Mehrkosten erstaunlich gering. Rechnen Sie hier mit einem moderaten Aufschlag von vielleicht 5 bis 15 % auf das Gesamtbudget. Warum so wenig? Weil die Barrierefreiheit direkt in die Architektur und das Design einfließt und nicht nachträglich „draufgesetzt“ werden muss.
Ganz anders sieht es aus, wenn eine bestehende, vielleicht schon etwas in die Jahre gekommene Website nachgerüstet werden soll. Das kann schnell teuer werden, je nachdem, welche Technologie im Einsatz ist und wie tief die Probleme in der Struktur verankert sind.
Der mit Abstand größte Kostenhebel ist die frühzeitige Planung. Barrierefreiheit von Anfang an mitzudenken, ist immer günstiger, als sie später mühsam nachrüsten zu müssen. Sehen Sie es nicht als Kostenfaktor, sondern als kluge Investition in eine größere Reichweite und Ihre eigene Rechtssicherheit.
Trifft das BFSG wirklich auch uns als kleines Unternehmen?
Dieser Irrtum hält sich hartnäckig. Nein, das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) gilt nicht nur für die großen Konzerne. Ab dem 28. Juni 2025 betrifft es praktisch die meisten Unternehmen, die online Produkte oder Dienstleistungen für Endkunden anbieten. Das gilt für fast jeden Online-Shop, aber auch für den Handwerker mit einem Kontaktformular auf seiner Seite.
Es gibt allerdings eine wichtige Ausnahme für Kleinstunternehmen: Wenn Ihre Firma weniger als 10 Mitarbeitende beschäftigt und einen Jahresumsatz von unter 2 Millionen Euro erzielt, sind Sie von der Pflicht ausgenommen. Eine strategisch kluge Entscheidung ist Barrierefreiheit aber trotzdem – denn warum sollten Sie freiwillig auf potenzielle Kunden verzichten?
Reicht da nicht einfach ein Accessibility-Plugin für WordPress?
Plugins und Tools sind fantastische Helfer, aber sie sind keine magische Lösung, die alle Probleme von selbst behebt. Ein gutes Werkzeug wie WP Accessibility oder der Accessibility Checker kann viele technische Hürden automatisch aus dem Weg räumen – zum Beispiel fehlende Fokus-Markierungen für Tastaturnutzer hinzufügen oder ARIA-Rollen korrigieren.
Was diese Tools aber nicht können, ist den Inhalt und die Logik Ihrer Seite zu verstehen. Hier bleibt Handarbeit unerlässlich.
- Sinnvolle Alt-Texte: Ein Plugin prüft nur, ob ein Alternativtext da ist, nicht aber, ob er das Bild auch treffend beschreibt.
- Logische Überschriftenstruktur: Die Gliederung Ihrer Inhalte von H1 zu H2 und so weiter müssen Sie selbst sicherstellen. Das ist redaktionelle Arbeit.
- Verständliche Linktexte: Ein Link, der nur „Hier klicken“ lautet, ist für jemanden, der einen Screenreader nutzt, völlig nutzlos.
Nutzen Sie Plugins also als das, was sie sind: eine wertvolle Unterstützung. Aber verlassen Sie sich niemals blind darauf.
Muss meine Website wirklich 100 % WCAG-konform sein?
Das Ziel sollte immer sein, Ihre Website so zugänglich wie möglich zu machen. Die gesetzlichen Anforderungen in Deutschland orientieren sich am WCAG-Standard auf der Stufe AA. Eine hundertprozentige Konformität bis ins letzte Detail ist in der Praxis aber oft schwer zu erreichen und wird auch nicht immer verlangt.
Viel wichtiger ist, dass es keine unüberwindbaren Barrieren gibt. Konzentrieren Sie sich auf die wichtigsten Punkte, die den größten Unterschied machen: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Seite komplett per Tastatur bedienbar ist, die Kontraste stimmen, Formulare klar beschriftet sind und Bilder aussagekräftige Alternativtexte haben. Wenn Sie diese Grundlagen im Griff haben, ist schon ein riesiger Schritt getan.
Möchten Sie sicherstellen, dass Ihre digitale Präsenz nicht nur modern und leistungsstark, sondern auch für alle zugänglich ist? SH Engineering hilft Ihnen dabei, eine Website zu erstellen, die technisch überzeugt, neue Kunden gewinnt und gesetzliche Anforderungen erfüllt. Erfahren Sie mehr über unsere pragmatischen Weblösungen auf https://sh-eng.de.